Sonne, Sonnenschutz und Vitamin D

Oft wird in diversen Medien auf die Risiken von Sonnenstrahlen hingewiesen, vor allem in Bezug auf Hautkrebs. Insbesondere Kinder sollen nicht ohne Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor oder ausreichend schützender Kleidung in die Sonne. Aber sind diese Bedenken berechtigt? Denn auch ein Vitamin D-Mangel birgt gewisse «Gefahren», z.B. erhöht er nachweislich das Risiko für bestimmte Erkrankungen. Ausreichend Vitamin D bildet sich aber nur, wenn die Haut für eine gewisse Zeit ungeschützt der Sonne ausgesetzt ist.

Rachitis, erhöhte Sturzgefahr, Osteomalzie oder Osteoporose – keine Seltenheit bei einem Vitamin D-Mangel. Muss man sich aber einem Hautkrebsrisiko aussetzen um einen Vitamin D-Mangel zu vermeiden? Nein! Welche Empfehlungen existieren und wie ein unbedenklicher Aufenthalt in der Sonne aussehen kann, versuchen wir nachfolgend ein wenig zu erläutern.

Vitamin D – woher kommt es und wofür ist es gut?

Vitamin D ist korrekterweise ein Hormon, respektive eine Hormonvorstufe und kein eigentliches Vitamin. Aus rein historischen Gründen, wird es noch als solches bezeichnet. Es kann vom menschlichen Körper selbst hergestellt werden, braucht dafür aber die Einwirkung von Sonnenlicht und zwar von den UV-B-Strahlen. Vitamin D entsteht aus Vorstufen, die sich vom Cholesterin ableiten. Durch chemische Umwandlung dieser Vorstufen in der Leber und in den Nieren entsteht letztendlich die wirksame Form von Vitamin D – Calcitriol. Für die Vitamin D-Bildung spielen also das Sonnenlicht und die Gesundheit von Leber und Niere eine entscheidende Rolle.

Die Bildung und Reifung der Knochenstammzellen ist Vitamin D zuzuschreiben. Es regelt nämlich die Aufnahme von Kalzium im Darm und fördert den Einbau von Kalzium und Phosphat in die Knochen (Mineralisation) – so werden die Knochen hart und stark. Darüber hinaus sind Kalzium und Phosphat auch Bestandteil starker Zähne. Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Vitamin D auch für den gesamten Bewegungsapparat von Bedeutung ist. Zudem wird diskutiert, ob Vitamin D bei Herzkreislauf– und Krebserkrankungen, neurologischen Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Infektionen eine schützende Funktion zugewiesen werden kann.

Wieviel Sonne brauchen und vertragen wir?

In unseren Breitengraden ist die Sonneneinstrahlung im Winter eher schwach. Zudem ist es meist kalt und der Körper in dicke Kleider gehüllt. So gelangt natürlich nur wenig Sonne an die Haut. Folge: der Körper bildet kein neues Vitamin D, sondern greift auf die vorhandenen Speicher in Fett- und Muskelgewebe sowie der Leber zurück. Um die leeren Speicher nach den Wintermonaten wieder aufzufüllen bietet sich die Zeit von Frühling bis Herbst an. Grundsätzlich reichen dafür täglich 10-45 Minuten ohne Sonnenschutzmittel, abhängig vom Hauttyp, von der Tageszeit, dem Alter und wie stark die Haut bereits an Sonne gewöhnt ist. Helle Hauttypen (sonnenempfindliche Typen) bilden rascher Vitamin D als dunklere Hauttypen. Sie können sich also weniger lang unbedenklich in der Sonne aufhalten. Menschen, die stark lichtempfindlich sind und unvermeidlich lange der Sonne ausgesetzt, sollten ein entsprechendes Sonnenschutzmittel verwenden. Auch bei Reisen an Orte mit hoher Sonneneinstrahlung gehört eine geeignete Sonnencreme ins Gepäck. Wer auf chemische Mittel verzichten möchte, kann auf mineralische Sonnencremes ausweichen. Tipp: Lieber nur kurz (ohne Sonnenschutz) an die Sonne, dafür öfter!

Eigenschutzzeit je Hauttyp, die unbedenklich an der Sonne verbracht werden darf ohne Sonnencreme (als Richtwert):

  • Hauttyp I: sehr helle Haut, helle Augen, rotblonde Haare < 10 Minuten
  • Hauttyp II: helle Haut, helle Augen, blonde / dunkelblonde Haare 10 – 20 Minuten
  • Hauttyp III: mittelhelle Haut, braune Augen, braune Haare 20 – 30 Minuten
  • Hauttyp IV: bräunliche Haut, braune Augen, dunkle / schwarze Haare 30 – 45 Minuten
  • Hauttyp V – VI: dunkle bis sehr dunkle Haut, braune Augen, schwarze Haare 60 – 90 Minuten

Der exakte Hauttyp lässt sich beim Dermatologen bestimmen.

Leere Vitamin D-Speicher risikolos auffüllen

Damit über die Sommermonate die Vitamin D-Speicher wieder gefüllt werden können, gilt folgende Faustregel: 3 × pro Woche Hände, Arme und Gesicht von der Sonne bescheinen lassen, so lange, wie der entsprechende Hauttyp es zulässt (siehe oben). So läuft man nicht Gefahr sich einem Hautkrebsrisiko auszusetzen. Allen Richtwerten zum Trotz, Hautkrebsvorbeugung ist wichtig, darum gilt in aller erster Linie das Vermeiden von einem Sonnenbrand. Wer sich lange an der Sonne aufhält, soll sich entsprechend schützen (geeignete Kleidung, Sonnenhüte, Sonnenbrille, Sonnenschutzmittel).

Vitamin D sieht man im Blut

Wieviel Vitamin D sich im Körper befindet, lässt sich mittels Bluttest beim Hausarzt bestimmen. Werte leicht unter der Norm bedeuten aber nicht gleich ein Mangel. Wichtig zu wissen ist: die Normwerte gelten unabhängig von Jahreszeit, Hauttyp und Wohnort. So ist es nicht verwunderlich, dass Mitteleuropärer am Ende eines Winters eher einen Vitamin D-Mangel aufweisen, heisst aber nicht zwingend, dass eine Therapie notwendig ist (bei ansonsten gesunden Personen). Sollte es dennoch medizinisch erforderlich sein, können Vitamin D-Präparate verabreicht werden, beispielsweise bei Personengruppen mit chronischen Erkrankungen der Leber, Niere oder des Magen-Darm-Traktes aber auch bei älteren Personen, die mobilitätsbedingt nicht oft an die Sonne kommen. Für Säuglinge gibt es ab Geburt bis zum vollendeten 3. Lebensjahr Vitamin D-Tropfen zum Einnehmen um einer Knochenwachstumsstörung (Rachitis) vorzubeugen.

Wichtig: Vitamin D, Sonnenbestrahlung und Hautkrebsrisiko – eine Debatte die hie und da die Gemüter erhitzt. Eine wohldosierte Sonnenbestrahlung gepaart mit gesundem Menschenverstand bei starker Sonnenexposition führt nicht zu einem erhöhten Hautkrebsrisiko. Selbstverständlich kann man auf Vitamin D-Präparate zurückgreifen – trotzdem hat natürliches Sonnenlicht entscheidende Vorteile. Denn wenn unser Körper Sonnenlicht aufnimmt, produziert er nebst dem «Lichthormon» Calcitriol auch das «Glückshormon» Serotonin, was wiederum zu einem ausgeglichenen Gemütszustand führt und die psychische Gesundheit unterstützt!