Blasenschwäche ist ein Tabuthema, welches aber rund 1 Million Menschen in der Schweiz betrifft. Verschiedene konservative Therapien lindern die Beschwerden. Bringen diese nicht den gewünschten Erfolg, können spezielle Medikamente oder auch eine Operation helfen.
Obwohl jede vierte Frau und jeder zehnte Mann in der Schweiz mit Harninkontinenz lebt, spricht kaum jemand darüber. Oftmals lässt Scham Betroffene still leiden. Es gibt aber gute Methoden, den Beschwerden ein Ende zu setzen.
Wasserlassen – ein komplexer Vorgang
Um zu verstehen, wie es zu einer Harninkontinenz kommen kann, sollte man wissen, wie das Harnsystem funktioniert. Unser Körper produziert über die Nieren fortlaufend Urin. Dieser wird von der Harnblase im Zusammenspiel mit der Harnröhre und den Blasenschliessmuskeln gesammelt und nach aussen transportiert. Die Blase ist dehnbar und kann bis zu einem Liter Urin speichern. Ist ein bestimmter Füllungszustand erreicht, senden sensible Rezeptoren über die Nervenbahnen des Rückenmarks eine entsprechende Botschaft an das Gehirn. Es entsteht Harndrang. Ein Schliessmuskel sorgt dafür, dass nicht ungewollt Urin abfliesst. Sobald Harndrang verspürt wird, sollte die Blase innerhalb einer bestimmten Zeit willentlich entleert werden. Gesunde können den Harndrang unterdrücken und eine Entleerung herauszögern. Bei Personen, die unter Blasenschwäche leiden, ist eine Blasenentleerung nicht mehr kontrollierbar.
Wann spricht man von Harninkontinenz?
Eine Blasenschwäche oder eben Harninkontinenz ist ein unwillkürlicher Harnverlust. Das heisst, Urin geht unkontrolliert und ungewollt aus der Blase ab, was für Betroffene sehr unangenehm sein kann. Es gibt mehrere Formen von Inkontinenz, die durch unterschiedliche Faktoren begünstigt und mit verschiedenen Therapieansätzen behandelt werden können. In vielen Fällen kann Harninkontinenz deutlich gelindert werden. Die Behandlung muss an die Ursache, die Art und das Ausmass der Beschwerden sowie auch an die Lebenssituation angepasst werden.
Formen, Ursachen und Therapiemöglichkeiten
Belastungsinkontinenz
Bei einer Belastungsinkontinenz tritt der Harnverlust bei körperlicher Anstrengung wie Heben, Tragen, sportlicher Betätigung aber auch Husten, Lachen oder Niesen auf. Ursachen für diese Form der Inkontinenz können ein Östrogenmangel, eine Beckenbodenschwäche oder eine Schädigung des Blasenverschlussapparates sein. Bei übergewichtigen Personen oder nach Schwangerschaft ist eine Belastungsinkontinenz keine Seltenheit.
In Bezug auf konservative Therapiemethoden spielen das Beckenbodentraining, die Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Personen oder eine Behandlung mit Estriol haltigen Medikamenten eine wichtige Rolle. Reichen diese Therapieansätze nicht aus, gibt es operative Massnahmen.
Dranginkontinenz und Reizblase
Bei der Dranginkontinenz ist der Harnverlust begleitet von einem starken Harndrang. Die Ursache ist körperlicher Natur, in Form von Verengungen der Harnröhre, Harnsteine oder nervlichen Störungen. Lassen sich bei starkem Harndrang mit Harnverlust keine körperlichen Ursachen finden, sprechen Fachleute von einer überaktiven Blase, auch Reizblase genannt.
Bei der Dranginkontinenz besteht die Möglichkeit, die körperliche Ursache zu beheben. Gelingt dies nicht, erfolgt die Behandlung, wie bei der überaktiven Blase, symptomatisch. Hierbei werden Medikamente, pflanzlichen Heilmittel, Verhaltenstherapien, Physiotherapie, Kontinenztraining, Nervenstimulationen sowie kleinere Eingriffe zum Einbringen von Wirkstoffen direkt in die Blase eingesetzt. Wenn keine konservative Therapie anschlägt, versprechen grössere aufwendige Operationen gute Heilungschancen.
Reflexinkontinenz
Bei der Reflexinkontinenz tritt der Harnverlust dann auf, wenn die Blasenwandmuskulatur unwillkürlich kontrahiert. Das geschieht, weil die Blasen-Schliessmuskel-Koordination fehlt, und zwar aufgrund einer Verletzung des Rückenmarkes.
Da hier wichtige Verbindungen im Rückenmark irreparabel geschädigt sind, stehen keine Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.
Überlaufinkontinenz
Bei der Überlaufinkontinenz haben Betroffene Schwierigkeiten, ihre Harnblase komplett zu leeren. Gründe hierfür können Abflussstörungen oder eine Unterfunktion des Blasenmuskels sein. So geht pro Toilettengang nur eine geringe Harnmenge ab, der grössere Anteil des Urins bleibt in der Blase und tritt in kleinen Urinmengen unwillkürlich und oft auch unbemerkt aus.
Es gibt zwei Arten von Überlaufinkontinenz. Die Obstruktive, bei der eine Verengung des Blasenausgangs besteht, beispielswiese bei einer vergrösserten Prostata, einer abgesenkten Gebärmutter oder bösartigen Tumoren. Um den normalen Urinabfluss wieder herzustellen, ist eine Operation nötig. Bei der zweiten Form liegt ein zu schwacher Blasenmuskel vor und der Urin muss über einen Katheter abgelassen werden. Ergänzend dazu können Medikamente zur Aktivierung des Blasenmuskels eingenommen werden.
Harninkontinenz ist behandelbar
Für Betroffene kann jegliche Form von Inkontinenz sehr belastend sein und eine eingeschränkte Lebensqualität bis zu sozialer Abgrenzung mit sich bringen. Blasenschwäche ist somit nicht nur ein körperliches Problem, sie kann auch mit einer psychischen Belastung verbunden sein und sollte daher immer behandelt werden.
Speziell für Frauen
Je nach Ursache kann bei Harninkontinenz eine Laserbehandlung mit dem MonaLisa Touch helfen. Unser Gynäkologe Dr. med. Harald Meden führt diesbezüglich sämtliche Abklärungen durch, macht Blasenspiegelungen oder wenn nötig auch eine Operation.