Wer je nicht schlafen konnte, weiss: Man ist nur ein halber Mensch ohne beziehungsweise mit zu wenig Schlaf. In der Hausarztpraxis beleuchten wir Schlafprobleme von vielen Seiten und versuchen der Ursache allfälliger Müdigkeit auf den Grund zu kommen.
Schlafbedürfnis richtig einschätzen
Das Schlafbedürfnis ist sehr individuell. Roger Federer gab einst an, jede Nacht 10-12 Stunden zu schlafen. Für die meisten Menschen wird das zu viel sein, ohne ein Minimum von sechs Stunden kommt aber die Mehrheit nicht über die Runden.
Wie auch immer das Schlafbedürfnis aussieht, wichtig ist zu wissen, wieviel Schlaf man ungefähr benötigt. Eltern, die in der Sprechstunde beim Kinderarzt beklagen, ihr Kind schlafe schlecht oder zu wenig, finden oft heraus, dass sie dessen Schlafbedürfnis schlicht als zu hoch eingeschätzt haben. Dies kann auch im Erwachsenenalter passieren: Es gibt Menschen, die können einfach nicht 8 Stunden am Stück schlafen. Wenn man das aber von sich verlangt, denkt man, man leide an Schlafstörungen.
Erwartungen an die nächtliche Ruhe realistisch halten
Neben dem richtigen Einschätzen des Schlafbedürfnisses sollte man sich auch bewusst sein, dass der Schlaf sich über das ganze Leben verändert. Säuglinge schlafen fast 18 Stunden am Tag, Kinder und Teenager brauchen nach wie vor sehr viel mehr Schlaf als Erwachsene.
Im Alter nimmt die Häufigkeit des Schlafens zunehmend ab. Es ist ein natürlicher Vorgang, dass Tiefschlafphasen mit fortschreitendem Alter abnehmen. Der Schlaf wird also oberflächlicher und man erwacht häufiger. Man tut gut daran, diesen Umstand zu akzeptieren und nicht zu versuchen durchschlafene Nächte wie mit 20 Jahren anzustreben.
Gerade Frauen in den Wechseljahren haben häufig mehr Probleme mit der nächtlichen Ruhe als in jungen Jahren. Denn Hormone haben einen beachtlichen Einfluss auf unseren Schlaf. Gerät der Hormonhaushalt durcheinander, leidet die Nachtruhe.
Ursache für Müdigkeit finden
Müdigkeit kommt nicht unbedingt von zu wenig Schlaf. Es gibt viele Faktoren, die Ursache dafür sein können. Ein Mangel an gewissen Stoffen kann ebenso für Erschöpfung verantwortlich sein wie zu wenig Schlaf. In der Hausarztpraxis kann der Arzt mit einem Blutbild herausfinden, ob beispielsweise ein Eisenmangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt, um nur zwei häufige Verdächtige zu nennen.
Auch die psychische Gesundheit beeinflusst unsere Wachheit oder eben Müdigkeit. Wer an einer Depression leidet, fühlt sich meist abgeschlagen und kommt kaum aus dem Bett. Hier liegt nicht zu wenig Schlaf zu Grunde sondern die Depression.
Ein weiterer schlafraubender Umstand sind Schmerzen. Wer ein chronisches Leiden hat, wird dadurch am Ein- oder Durchschlafen gehindert. Wenn es gelingt, die Schmerzen zu bekämpfen, ist das Schlafproblem gelöst.
Das Schlafproblem angehen
Sind alle oben genannten Faktoren durchdacht oder ausgeschlossen, gilt es das Schlafproblem anzugehen. Vorübergehende Schlafprobleme können immer auftreten und sind kein Anlass zur Sorge. Wer aber in mindestens drei Nächte pro Woche und mehr als einen Monat so schlecht schläft, dass die Lebensqualität beeinträchtigt ist, hat eine Schlafstörung. Oft liegen mehrere verschiedene Probleme vor, die man bearbeiten kann.
Schlafhygiene verdient Beachtung
Eine gute Nachtruhe kann nur stattfinden, wenn die Umgebung stimmt. Deshalb ist es wichtig, auf eine gute Schlafhygiene zu achten:
- Geräusche: Gibt es eine Lärmquelle, die das Einschlafen verhindert oder den Schlaf stört?
- Licht: Ist das Schlafzimmer dunkel genug, damit der Körper zur Ruhe kommt?
- Blaues Licht: Es empfiehlt sich eine Stunde vor dem Gang ins Bett keine Arbeit am Computer mehr zu verrichten.
- Bewegung: Ein Spaziergang vor dem Schlafen gehen fördert das Einschlafen.
Stresssituationen
Einer der häufigsten schlafraubenden Gründe sind Stresssituationen. Man liegt im Bett und die Gedanken kreisen immer um dasselbe. Wenn diese Situation akut ist und sich absehbar wieder zum Besseren verändert, kann man dem Problem eventuell medikamentös begegnen. Wenn es sich aber um einen dauerhaften Zustand handelt, lohnt es sich, das Schlafproblem in einem psychotherapeutischen Rahmen in Angriff zu nehmen.
Medikamente: Schlafmittel, Psychopharmaka und Antihistamin
Schlafmittel besitzen zu Recht einen schlechten Ruf. Der Hausarzt sollte diese nur dann verschreiben, wenn, wie oben erwähnt, eine akute, sich verändernde Situation vorliegt. Zum Beispiel wenn jemand ein paar Tage im Spital verbringen muss und im Mehrbett-Zimmer nicht schlafen kann. In diesem Fall können auch starke Schlafmittel sogenannte Benzodiazepine zur Anwendung kommen. Die Patienten sollten sich dabei über folgende Punkte im Klaren sein:
- Schlafmittel machen süchtig.
- Schlafmittel sollten nicht länger als einige Tage eingenommen werden.
- Nach Absetzen des Schlafmittels hat man einige Tage Probleme mit dem Einschlafen.
Neben diesen starken Mitteln gibt es Psychopharmaka oder Antihistaminika, die eine schlaffördernde Wirkung haben. Der Vorteil dieser Mittel ist, dass sie nicht süchtig.
Diese sind deshalb oft die erste Wahl, wenn man den Schlaf medikamentös herbeiführen möchte.
Leiden Sie unter Schlafproblemen? Vereinbaren Sie jederzeit einen Termin bei unseren Hausärzten und wir gehen dem Problem gemeinsam auf den Grund!