Histamin – die Menge machts!

Die Dosis macht das Gift! Die berühmte Aussage des Arztes Paracelsus gilt bei allen Substanzen, sie gilt besonders für Histamin. Niemand ist gegen jedwede Menge Histamin im Körper gefeit. Wann eine besondere Empfindlichkeit, eine sogenannte Intoleranz oder Allergie vorliegt, erklären wir hier.

Was ist Histamin und wie funktioniert es?

Unser Körper verfügt über Immunzellen wie Granulozyten und Mastzellen. Sie kommen vor allem im Blut, auf der Schleimhautoberfläche oder direkt in der Haut vor. Ihre Aufgabe ist es, unseren Körper gegen Bakterien, Viren, Pilze und andere Erreger zu verteidigen.

Das Gewebehormon Histamin ist in diesen Zellen in erhöhter Konzentration vorhanden und spielt eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Auf einen entsprechenden Reiz hin wird es freigesetzt und verursacht unter anderem Hautrötungen oder Juckreiz.

Es ist auch für weitere Prozesse im Körper unentbehrlich: es beteiligt sich am Schlaf-Wach-Rhythmus, der Darmbewegung, dem Blutdruck und der Magensaftproduktion.

Der Histaminabbau

Das freigesetzte Histamin wird im Körper wieder abgebaut. Dies geschieht hauptsächlich durch das Enzym Diaminoxidase – kurz DAO. Es findet sich in der Darmschleimhaut, Leber, Niere und den weißen Blutzellen.

Zu viel Histamin verursacht Symptome

Wenn nun zu viel Histamin im Körper vorhanden ist, können beispielsweise folgende Symptome entstehen:

  • Rinnende Nase oder Schnupfen bis hin zu Asthma
  • Juckender Hautausschlag oder Rötungen am Körper
  • Verdauungsbeschwerden
  • Menstruationsbeschwerden
  • Kopfschmerzen oder Migräne
  • Müdigkeit

Gründe für zu viel Histamin im Körper

Überproduktion / Allergie

Histaminspeichernde Zellen können den Botenstoff normalerweise kontrolliert abgeben, bei Allergien produzieren sie zu viel davon und werden instabil, was zu einer zu hohen Ausschüttungsmenge führt.

Stress oder schwierige Lebensumstände

Bei Stress, Schlafstörungen oder ungesundem Lebenswandel können die Mastzellen instabil werden und das Histamin auf inadäquate Reize hin ausschütten.

Manchmal entstehen die Symptome erst, wenn die Stressphase vorbei ist, aus folgendem Grund: In Stressphasen bildet der Körper das körpereigene Kortison, das Cortisol, in der Nebenniere. Es unterdrückt die Histaminausschüttung. Nach der Stressphase kommt es zur Gegenregulation, die Nebenniere nimmt sich ihre Erholungsphase. In dieser Zeit verträgt man dann weniger Histamin.

Enzymmangel

Bei der Mehrheit der Menschen hält sich die Histaminproduktion und die Produktion des Abbauenzyms DAO die Waage. Das heisst, es ist immer genügend DAO vorhanden, um das ausgeschüttete Histamin wieder abzubauen. Bei einem Enzymmangel wird zu wenig DAO gebildet. Dieser Mangel tritt im Rahmen der Alterung, bei Nebennierenschwäche oder bei chronischen Ernährungsfehlern auf.

Erhöhte Histaminaufnahme

Histamin wird nicht nur im menschlichen Körper produziert, sondern kommt auch in Lebensmitteln vor. Nahrungsmittel wie Rotwein, Dosennahrung, besonders alter oder haltbar gemachter Hartkäse und lange gelagerte Nahrungsmittel wie Salami, Sojasauce und Sauerkraut enthalten besonders viel Histamin. Wenn nach dem Verzehr solcher Lebensmittel nicht genügend DAO zum Abbau des Histamins vorhanden ist, können Beschwerden auftreten. Wenn diese beim Weglassen dieser Nahrungsmittel verschwinden, spricht man von einer sogenannten Intoleranz.

Allergiefördernde Substanzen

Es gibt auch Substanzen, welche die Bereitschaft zu einer Allergie fördern, beispielsweise Medikamente. Allen voran das Aspirin, es kann einen Allergieschub mit Histaminausschüttung auslösen. In diesem Fall verträgt man eine bestimmte Substanz nur dann nicht, wenn man auch gleichzeitig Aspirin eingenommen hat.

Insektenstiche

Bei Insektenstichen wird das Histamin vom Insekt direkt in die Haut gespritzt. Da heisst es abwarten, bis das Histamin vom Körper abgebaut wurde.

Seekrankheit

Auch die Seekrankheit, die beim Schaukeln mit dem Schiff auf dem Meer entsteht, hat mit Histamin zu tun. Warum dies so ist, werden wir in einem späteren Blogbeitag erklären.

Keine einfache Diagnose

Herauszufinden, warum Betroffene durch das Histamin negativ beeinflusst werden, ist nicht ganz einfach. Man kann das DAO-Enzym im Blut messen. Dieser Wert ist aber zu ungenau, weil er den ganzen Tag über bedarfsabhängig variiert.

Das Histamin kann im Gewebe nicht gemessen werden. Der einzige Weg, ein Histamin-Problem festzustellen, ist es, die Histamin-reichen oder Histamin-freisetzenden Lebensmittel wegzulassen oder auslösende Allergene wegzulassen. Verbessern sich die Symptome dadurch, weiss man, dass man auf der richtigen Spur ist.

Frauen in den Wechseljahren häufig betroffen

Die Betroffenen finden sich häufig unter den Frauen mittleren Alters. In den Wechseljahren kommt es zu einem vorübergehenden Ungleichgewicht der Hormone, welche die Histaminwirkung im Körper beeinflussen. Daher können Probleme mit Histamin in der zweiten Lebenshälfte bei Frauen öfter auftreten.

Behandlung

Die Intoleranz ist keine eigentliche Krankheit, sie verursacht aber Symptome, welche die Betroffenen einschränken. Die Behandlung beginnt eigentlich bereits mit der Diagnose: das Weglassen der Histamin-reichen bzw. auslösenden Lebensmittel. Verschwinden die Beschwerden, ist das Problem gelöst. Problematisch wird es, wenn man die auslösende Substanz nicht erkennt oder eine Vielzahl von Auslösern besteht.

Bei der Behandlung einer Allergie gewöhnt man den Mastzellen wieder ab, zu viel Histamin zu bilden und fördert die Produktion schützender Antikörper gegen das Allergen. Dies geschieht Desensibilisierungstherapie. Für Pollengeplagte führen wir das Akupunktur-Angebot, denn Akupunktur am Ohr kann die Histaminproduktion senken. Medikamente, die sogenannten Antihistamin, unterdrücken die Histaminausschüttung im akuten Fall.

Die reichliche Zufuhr von Antioxidantien in der Nahrung und eine gesunde Lebensweise mit wenig Alkohol und viel Schlaf können stabilisierend auf die Mastzellen wirken.

Zu viel ist zu viel

Wie eingangs erwähnt, verträgt kein Körper eine grosse Menge an Histamin auf einmal. Manchmal verspüren deshalb auch Menschen Symptome, die eigentlich keine Histaminproblematik aufweisen. Andere wieder haben besonders im Frühling und Frühsommer Probleme, wenn der Körper bereits mit Pollen beschäftigt ist und sie vielleicht zusätzlich Histamin-haltige Lebensmittel konsumieren.

Es empfiehlt sich, gut auf den eigenen Körper zu hören und die Symptome zu beobachten, sich zu fragen: Wann treten sie auf? Was habe ich gegessen und getrunken in den letzten Tagen? Wie viel habe ich geschlafen?
Wie immer gilt auch: Stress lass nach! Stress beeinflusst die Histaminaktivität. Vermeiden Sie ausserdem die beiden Übeltäter Alkohol und Nikotin, denn diese hemmen die DAO-Aktivität.