Wenn der grosse Zeh schmerzt, sollte man an Gicht denken!

Setzen sich Harnsäurekristalle in den Gelenken fest, manifestiert sich eine Gicht. Die betroffenen Gelenke schmerzen, sind gerötet und geschwollen, die Finger oder Zehen sehen unnatürlich gekrümmt aus. Auslöser sind kleine Kristalle. Schlemmereien mit fettem Fleisch und Alkohol sind dann keine gute Idee mehr. Warum? Wir klären auf!

Purin, hoher Harnsäurespiegel und Kristalle

Gicht entwickelt sich über mehrere Jahre. Die ersten Anfälle treten zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf. Wen es am meisten trifft? Männer. Der Grund für Gichtanfälle: ein konstant erhöhter Harnsäurespiegel im Blut über längere Zeit. Harnsäure bildet sich, wenn der Körper Purine abbaut. Besonders viel Purin steckt in Innereien, Fleisch und Fisch. Purine sind aber auch normale Bausteine des menschlichen Erbguts und werden frei, wenn Zellen abgebaut werden oder zerfallen. Entstandene Harnsäure scheidet der Körper zum grössten Teil über die Nieren aus. Tut er das unzureichend oder produziert der Körper zu viel Harnsäure, entsteht eine Hyperurikämie. Bleibt der Harnsäurewert über längere Zeit erhöht, können sich kleine Kristalle bilden. Diese lagern sich in Gelenken und im Gewebe ab und ebnen den Weg zur Gicht.

Wann kommt es zur Hyperurikämie?

Hyperurikämie kann verschiedene Ursachen haben. Zu Grunde liegt aber immer eine angeborene Stoffwechselstörung, die durch schlechte Ess- und Trinkgewohnheiten negativ beeinflusst werden kann.

Folgende Faktoren erhöhen den Harnsäurespiegel im Blut:

  • Purinreiche Ernährung mit hohem Konsum von Fleisch, Fisch und Bier
  • Fruktose in Säften, Smoothies und verarbeiteten Lebensmitteln
  • ein übermässiger Zerfall von Zellen (z. B. im Rahmen einer Diät)
  • wenn die Nieren zu wenig Harnsäure ausscheiden (z. B. wegen übermässigem Alkoholkonsum, was den Stoffwechsel beeinflusst)

Bei Gichtpatienten kommen mehrere Ursachen zusammen. Bewusst(er) essen, kann Abhilfe schaffen, denn die richtige Ernährungsweise kann einiges bewirken, sogar bei genetisch vorbelasteten Personen.

Merke: Purine aus der Nahrung erhöhen über den Stoffwechsel den Harnsäurespiegel im Blut. Alkohol und Fruktose hemmen zudem die Harnsäureausscheidung durch die Nieren.

Milch, Jogurt und Co.

Milchprodukte regen das Ausscheiden von Harnsäure an und können Gichtanfällen vorbeugen. Damit der Körper mehr Harnsäure ausscheiden kann, ist es zudem wichtig, täglich mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüsste Getränke zu sich zu nehmen.

Lebensmittel, die den Harnsäurespiegel positiv beeinflussen:

  • fettreduzierte Milch und Milchprodukte
  • Obst, Gemüse, Nüsse, Getreideprodukte
  • Kaffee (mit und ohne Koffein)
  • Mineralwasser, ungesüsster Tee

In Massen, nicht in Massen!

Fleisch, Geflügel, Fisch und Meeresfrüchte erhöhen den Harnsäurespiegel. Betroffene meiden diese Lebensmittel deshalb bestmöglich oder konsumieren nur geringe Mengen. Innereien sollten gänzlich vom Speiseplan gestrichen werden. Alkohol erhöht die Konzentration von Harnsäure im Blut und hemmt gleichzeitig deren Ausscheidung. Keine gute Kombination bei Gicht. Auch Bier enthält Purine, die den Harnsäurespiegel erhöhen (selbst alkoholfreies). Und Fruktose wirkt sich ebenfalls schlecht auf den Harnsäurespiegel aus und hemmt, ähnlich wie Alkohol, die Harnsäureausscheidung.

Lebensmittel, die den Harnsäurespiegel negativ beeinflussen:

  • purinreiche tierische Lebensmittel wie Innereien, Fleisch, Wurst, Geflügel (vor allem mit Haut), Krustentiere, Ölsardinen, Sardellen, Hering
  • Bier und Spirituosen
  • fruktosehaltige Produkte

Gicht kommt auf leisen Sohlen

Ein Gichtanfall tritt plötzlich auf – oft in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden. Beim ersten Gichtanfall ist meistens das Gelenk des grossen Zehs betroffen, das sogenannte Grosszehengrundgelenk. Das schmerzende Gelenk ist extrem berührungsempfindlich, geschwollen, gerötet oder bläulich verfärbt und überwärmt. Aber auch Kniegelenk, Sprunggelenk, Handgelenk oder andere Gelenke können von Gicht betroffen sein.

Gelenkschmerzen über Jahre falsch eingeschätzt

Viele Betroffene leiden während mehrerer Jahre immer wieder an Gichtanfällen aber lassen diese unbehandelt. Ein Besuch beim Arzt ist jedoch wichtig und nötig. Denn mit spezifischen Medikamenten lassen sich weitere Anfälle grösstenteils vermeiden. Zudem prüft der Arzt oder die Ärztin ob Risikofaktoren wie Übergewicht, Alkoholkonsum, falsche Ernährung oder die Einnahme bestimmter Medikamente vorliegen, um ein Fortschreiten der Krankheit möglichst einzudämmen. Unbehandelt kann Gicht chronisch werden und die Nieren schädigen.

Merke: Auch wenn Übergewicht vorherrscht, eine Crash-Diät ist bei Menschen mit Hyperurikämie oder Gicht Fehlanzeige! Fett- und Muskelabbau führen zu erhöhten Harnsäurespiegel und können weitere Gichtanfälle auslösen.

Leiden Sie an akuten Gelenkschmerzen? Lassen Sie sich untersuchen um Gicht auszuschliessen. Unsere Fachärzte sind für Sie da!