Weiss für jedes Leiden ein Mittel: Fachfrau Apotheke Andrea Eisenring

Als grosse Arztpraxis führen wir eine hauseigene Apotheke. Die will professionell betreut sein. Die Fachfrau Apotheke Andrea Eisenring und ihre Kolleginnen sind dafür verantwortlich, dass die richtigen Medikamente in der richtigen Dosierung unser Haus verlassen.

Was war der Grund für Deine Berufswahl als Fachfrau Apotheke?

Damals hiess der Beruf noch Apotheker-Helferin, die Berufsbezeichnung hat sich über die Jahre mehrfach gewandelt, der Beruf ist derselbe geblieben. Als es um die Berufswahl ging, war die Mutter meiner damals besten Freundin gerade dabei, die Ausbildung zur Apotheker-Helferin zu absolvieren. Ich sah sie beim Lernen mit ihrem «Drogen-Kasten», der Pflanzen beinhaltete. Ich fand das extrem spannend und ging auch nur diesen Beruf schnuppern.

Heute interessiert mich persönlich die Pflanzenkunde mehr als die Chemie, aber die Berufswahl habe ich nie bereut. Es gefällt mir, ein so grosses Wissen über die Pharmazie zu haben, ich werde auch oft privat angefragt und gebe sehr gern Auskunft.

«Ärztliche Apotheken dürfen keine Medikamente ohne Verschreibung des Arztes verkaufen.»

Was sind genau deine Tätigkeiten?

Da sind einerseits die vordergründigen, sichtbaren Tätigkeiten wie an der Medikamentenausgabe zu arbeiten und den Patienten die Medikamente rauszugeben, die der Arzt verordnet. Dabei überprüfen wir immer auch die Dosierung.

Es fallen aber fast mehr Aufgaben im Hintergrund an. Zum Beispiel ist die Apotheke mittlerweile gut etabliert in der Praxis, deshalb rufen sehr viele Patienten an und schreiben E-Mails. Sie bestellen Medikamente oder haben Fragen zur Einnahme oder eventuellen Neben- und Wechselwirkungen. Die Beratung am Telefon ist eine wichtige Aufgabe.

Neben unseren Patienten in der Praxis betreuen wir drei Heime und die Spitex, dort fallen viele und grosse Bestellungen an. Bei der Bereitstellung müssen wir hochkonzentriert arbeiten. Es gilt die Abstände der Bestelleingänge zu den einzelnen Patienten zu kontrollieren, zu überlegen, ob die Einnahme vertretbar ist oder ob jemand von einem bestimmten Mittel zu viel einnimmt. In diesem Fall kann es sein, dass der Patient das falsche Medikament erhält und ihm ist so nicht geholfen. Diese Bestellungen können wir nur nach dem Vieraugenprinzip ausliefern, deshalb müssen sie immer von der anderen Fachfrau Apotheke kontrolliert werden.

Nicht lieferbare Medikamente sind ein grosses Thema. Wenn beispielsweise ein Antibiotikum fehlt, müssen wir uns mit dem Arzt beraten, welche Alternative es geben könnte. Momentan nimmt diese Aufgabe viel Zeit in Anspruch, da so viele Mittel fehlen.

Weiterhin beraten wir die Ärzte, MPAs und Arztsekretärinnen bei allem, was Medikamente betrifft. Es gäbe noch mehr zu erzählen, beispielsweise die Abgabe von Betäubungsmitteln an Suchtpatienten, die Liste ist fast endlos. Uns wird bestimmt nie langweilig.

Was macht dir am meisten Freude?

Das Kommunizieren mit den Menschen ist das Schönste an meinem Beruf, dass ich jenen, die Hilfe brauchen, einen guten Rat geben kann.

Was ist das Schwierigste in deinem Beruf?

Eine der Schwierigkeiten ist, in stürmischen Situationen, wenn ich mit mehreren Leuten gleichzeitig kommunizieren muss, den Kopf bei der Sache zu haben und keine Fehler zu machen.

Suchtpatienten können auch schwierig sein, wenn sie immer wieder kommen, weil ihre Mittel viel zu früh aufgebraucht sind. Sie haben dann Geschichten auf Lager zum Beispiel, dass sie in die Ferien gehen, beklaut wurden, die Medikamente verloren haben und so weiter. Sie sind dabei sehr hartnäckig und es ist nicht immer einfach dann Ruhe zu bewahren.

«Ich habe für jedes Leiden etwas in der Hausapotheke.»

Wie ist es in der Praxis am Bahnhof zu arbeiten? Was ist anders als in der klassischen Apotheke?

Der grösste Unterschied ist, dass ich die Kunden oder Patienten nicht direkt bediene. Ich bin quasi auf der anderen, der Arztseite. Ich darf kein Medikament einfach so rausgeben. Das Gesetz lässt nicht zu, dass Arztpraxen Medikamente ohne Verschreibung des Arztes verkaufen. Manchmal ist es für die Patienten schwierig zu verstehen, weshalb sie sich nicht einfach von mir beraten lassen und ihre Mittel beziehen können, denn sie merken, dass ich das Fachwissen habe.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Ärzten und MPAs?

Die Zusammenarbeit ist sehr gut, sie schätzen uns sehr und bitten uns um Auskunft, weil sie wissen, dass wir unseren Beruf beherrschen. Das ist eine schöne Wertschätzung. Die neuen Ärzte schulen wir jeweils in unserem System.

Wie ist das, wenn man Fachfrau Apotheke ist, hat man für jedes Leiden das richtige Medikament zu Hause? Hat also eine grosse Hausapotheke?

Ja, ich für meinen Teil habe das, ich habe für jedes Leiden etwas zu Hause.

Was war das bisher schönste oder beste oder lustigste Erlebnis in deinem Beruf?

Das Schönste in der Apotheke war, wenn die Leute zurückkamen und sich bedankt haben, weil es ihnen besser ging.

Gibt es berufliche Zukunftspläne?

Ich bin in meinem Beruf schon längst und auch in meiner Stelle bei der Praxis am Bahnhof angekommen. Es gefällt mir sehr, die Aufgaben sind sehr abwechslungsreich und ich trage Verantwortung, welche die Arbeit für mich herausfordernd macht.

Was tust Du, um abzuschalten?

Ich habe zwei Kinder im Schulalter und unternehme natürlich viel mit ihnen. Wenn Zeit bleibt, meditiere ich und gehe im Wald spazieren.